Palmöl

Folge 13 und Schluss, 24.2.2021 

 

RSPO-Label

 

kann keine Nachhaltigkeit

 

im Palmölsektor

 

sicherstellen 

 

Auch nach 15-jährigem Bestehen ist es dem RSPO* nicht gelungen, Biodiversität und Menschenrechte in den Anbaugebieten wirksam zu schützen. 

 

Lokale Gemeinden nachweislich von RSPO-Firmen aus ihren Waldgebieten vertrieben und Sekundär-Regenwälder sowie Torfmoore für neue Ölpalmplantagen zerstört. 

Der RSPO verfügt weder über wirksame Kontrollen noch über effiziente Sanktionsmechanismen zur Durchsetzung seiner Nachhaltigkeitskriterien. 

 

Damit ist das Label zu einem Instrument der Gewissensberuhigung für KonsumentInnen sowie des Reputationsschutzes für Firmen insbesondere in Europa und den USA geworden. 

 

Bei der versprochenen Nachhaltigkeit des Labels handelt es sich um einen Etikettenschwindel und die Unternehmen, die auf das Label zurückgreifen, betreiben Greenwashing.

 

Aufgrund seiner inhaltlichen Schwächen und institutionellen Mängel ist das RSPO-Label weder glaubwürdig noch verhindert es die zerstörerischen und klar nicht-nachhaltigen Auswirkungen des Palmölanbaus.

 

Quelle und ganzer Text , der belegt, was oben steht: Siehe hier.

 

* Der im Jahr 2004 auf Initiative des WWF gegründete Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) versucht, nachhaltige Anbaumethoden für Palmöl zu fördern und so die Umweltschädigung zu begrenzen.

 

Foto © Peter Jaeggi.

Folge 12, 23.2.2021

 

Palmölplantagen

 

9 x so gross wie die Schweiz!

 

Palmöl ist ein nachwachsender Rohstoff und gilt damit als nachhaltig. Zumindest oberflächlich gesehen. Im Zuge der rasanten Vergrösserung der Plantagenflächen werden jedoch Millionen Hektar Regenwald vernichtet.

 

Das deutsche Umweltbundesamt schreibt: «Was teilweise (…) als ökologisch vermarktet wird, prangern Umweltverbände als Verbrauchertäuschung an. Denn die Ölpalmen-Plantagen in Monokultur schaden der Umwelt. Menschen und Tiere verlieren ihren natürlichen Lebensraum. Das Grundwasser wird durch die Düngung der Pflanzen geschädigt. Das Klima leidet unter der Entwaldung.»

 

Vor allem der europäische Markt verlangt immer mehr nachhaltig produziertes Palmöl. Zertifizierungs-Labels wie etwa RSPO sollen uns die Gewissheit geben, dass das Öl entsprechend hergestellt worden sei.

 

Das Zertifizierungsprozedere ist sehr teuer. Kleinbauern können sich deshalb das Label nicht leisten und haben somit auf dem Markt Nachteile.

 

Wieviele Ölpalmen weltweit stehen, ist nicht bekannt Die IUCN Oil Palm Task Force schätzt die bebaute Fläche auf 18,7 Mio ha. Da sind aber nur die grossen Firmen berücksichtigt. Kleinbauern, die in manchen Ländern bis zu 90% und mehr ausmachen, sind nicht dabei.

 

Man liegt wohl nicht sehr daneben, wenn man weltweit etwa 40 Millionen Hektar schätzt. Das sind 400 000 km2, fast neuneinhalb Mal die Fläche der Schweiz. Oder grösser als die Fläche von ganz Deutschland.

 

Quellen: Recherchen und Foto © Peter Jaeggi

Folge 11, 22.2.2021

 

 

Wegen Palmölplantagen angeschossen

 

und erblindet

 

In einer Rehablitations-Station für Orang-Utans in der Nähe von Medan, Nordsumatras Hauptstadt. Auf dem Operationstisch unter einem grünen Tuch liegt die etwa sechs Jahre alte Pertiwi im Tiefschlaf, aber mit offenen Augen. Der Schweizer Arzt Andreas Messikommer, Spezialist für orthopädische Chirurgie und Traumatologie, rettet hier im Auftrag der Schweizer Umweltstiftung PanEco mit seinen Eingriffen regelmässig Orang-Utans.

 

Normalerweise operiert er zu Hause in Montreux Menschen.

Pertiwi wurde schwer verletzt in einer Palmölplantage gefunden. Eines der unzähligen Geschöpfe, die in den Restwäldern nicht mehr genug zu Essen finden und deshalb in Plantagen eindringen. So wurde auch dieser Orang-Utan gezwungenermassen zum Nahrungs-Konkurrenten des Menschen.

 

Pertiwis rechter Oberarmknochen ist vollständig durchtrennt. Vermutlich wurde sie geschlagen. Andreas Messikommer flickt unter anderem mit Titanplättchen die kaputten Knochenteile nach allen Regeln der orthopädischen Handwerkskunst zusammen.

 

Nach kurzer Zeit wird sie wieder klettern können und eines Tages wird Pertiwi in einem noch intakten Regenwald ausgewildert.

 

Möglich ist das nicht immer. Eine der letzten tragischen Geschichten ist jene der Orang-Utan-Frau «Hope». Im Frühling 2019 wurden sie und ihr Baby völlig ausgehungert in einem soeben ausgeholzten Waldstück in Aceh, im Norden Sumatras, aufgefunden. «Hope» war schwer verletzt. Und blind. Denn ihre beide Augen waren zerschossen. Sie überlebte dank Andreas Messikommer. Mehr als siebzig Schrotkugeln steckten in ihrem Körper. Viele bleiben für immer drin. Das Baby überlebte die Katastrophe nicht.

 

Es sind Schicksale hinter denen skrupellose Palmölfirmen stecken. 2019 erzählte mir Zenzi Suhadi, Leiter der Rechtsabteilung von WALHI, der ältesten und grössten Umwelt-Organisation Indonesiens:

 

«Bis zum Jahr 2016 identifizierten wir 839 Palmölfirmen, die illegal in Torf-Sumpfwäldern operierten. Und sie tun es noch immer. Sie roden den Wald und pflanzen Oelpalmen an. Diese Tiefland-Sumpfwälder sind die bevorzugten Lebensräume von Orang-Utans. Ein grosses Problem in Indonesien ist, dass der Vollzug von Gesetzen sehr schleppend ist und dass es zwischen grossen Palmöl-Tycoons und der Politik korrupte Verbindungen gibt.» Unter den beschuldigten Unternehmen seien auch welche mit dem RSPO-Label, sagt Suhadi.

 

Er traut diesem Label nicht, das jetzt auch im Freihandelsabkommen mit Indonesien beschönigend dargestellt wird. RSPO-zertifizierte Firmen würden noch immer Wälder vernichten, Umweltverschmutzung und Landraub betreiben. «Das RSPO-Zertifikat sieht für mich nach Greenwashing aus», sagte Zenzi Suhadi.

 

Quellen: Interview und Foto © Peter Jaeggi.

Die Bilder zeigen Pertiwi während und nach der Operation.

Folge 10, 21.2.2021

 

Palmöl versus Naturschutz –

 

«ein grosser Fehler»

 

Wenn der Orang-Utan, wenn Waldelefanten, Tiger und andere Wildtiere in Zukunft in zunehmend zerstörten Landschaften überleben sollen, müssen Mensch und Tier lernen, zusammenzuleben.

Davon ist der Wissenschaftler Dr. Marc Ancrenaz überzeugt. Er forscht in Sabah (Borneo) im Auftrag der walisischen Universität Cardiff über Ko-Existenzformen von Wildtieren und Menschen. Ancrenaz ist Gründer und Direktor des Kinabatangan-Orang-Utan-Schutzprojektes in Sabah.

Er sagt: «Es leben immer mehr Menschen auf unserem Planeten. In den vergangenen fünfzig Jahren haben sie die Hälfte aller Tierarten ausgerottet. Die Hälfte! Das ist verdammt viel.»

Auf Borneo und Sumatra gehören Palmölplantagen zu den Hauptgründen. Das habe auch damit zu tun, dass Naturschutz und wirtschaftliche Entwicklung ständig gegeneinander ausgespielt würden, sagt Marc Ancrenaz. «Ein grosser Fehler.»

Seien es Landbesitzer, Politiker, Industrielle oder wer auch immer: Wenn man wilde Tiere oder einen Wald schützen wolle, heisse es stets: das zerstört unsere sozio-ökonomische Entwicklung. Es sei allerhöchste Zeit, dieses Paradigma zu ändern.

«Denn ist der Wald einmal weg, steigen die Kosten ins Uferlose. Bezüglich Klima, Gesundheit, Überschwemmungen undsoweiter. Naturschutz bedeutet eben, langfristig zu denken.»

Quelle: Interview und Foto © Peter Jaeggi

Folge 9, 20.2.2021

 

Indonesien:

 

Palmölkritiker leben gefährlich

 

Wer sich in Indonesien kritisch über die Palmölindustrie äussert, muss möglicherweise mit Repressionen rechnen. Vor allem Journalisten und Aktivisten leben gefährlich. Das Land steht auf auf Platz 119 von 180 (Stand 2020) in der Rangliste der Pressefreiheit der Organisation Reporter ohne Grenzen.

 

Im November 2019 verhaftete die Polizei in Nord-Sumatra mehrere Leute, die verdächtigt wurden, an der Tötung von zwei Journalisten und Landrechtsaktivisten beteiligt gewesen zu sein. Sie sollen sich in einem Landstreit mit der Plantagenfirma PT Sei Alih Berombang auf die Seite der benachteiligten Bauern geschlagen haben. Dies berichtete die deutsche Umwelt-NGO «Rettet den Regenwald».

 

Karlo Lumban von der indonesischen Umweltorganisation Sawitwatch sagt, Palmölkreise würden seine NGO beschimpfen als «eine vom Ausland gesteuerte, alberne Organisation zur Vernichtung der Palmölindustrie.» Er sei deshalb nicht erstaunt, dass die Regierung Sawitwatch auf die Liste der gefährlichen NGO gesetzt habe. Die Arbeit von Sawitwatch wird von deutschen, niederländischen und belgischen Partnern finanziert.

 

Quellen: rettet den Regenwald und eigene Interviews

und Foto © Peter Jaeggi

Folge 8, 19.2.2021 

 

RSPO – ein Palmöl-Label,

 

das nicht hält, was es verspricht

 

Viel ist jetzt vom RSPO-Label* die Rede. Es ist das bekannteste unter allen Palmöl-Zertifikaten. Es verspricht auch soziale Gerechtigkeit im Herstellungsprozess. Die Schweizer NGO Solidar Suisse setzt sich in Entwicklungs- und Schwellenländern schwergewichtig für faire Arbeit und soziale Gerechtigkeit ein. Wie die RSPO diesbezüglich wirklich aussieht, dokumentierte Solidar Suisse im September 2019 mit einer Recherche in Sabah, dem malaysischen Teil der Insel Borneo. 

 

Solidar Suisse spricht von «unmenschlichen Bedingungen» Rund 850'000 Arbeitende seien in Sabahs Palmölplantagen beschäftigt. Darunter sind viele RSPO-zertifiziert. Unter den meist illegalen Einwanderern befänden sich schätzungsweise bis zu 200 000 Kinder.  Laut Solidar Suisse haben diese keinen Zugang zu öffentlichen Schulen. Viele von ihnen würden arbeiten, um ihre Eltern zu unterstützen, weil deren Löhne kaum zum Überleben reichten.

 

******  Jedes sechste Produkt, das bei uns in Supermarkt-Regalen steht, enthält Palmöl. Das wichtigste Herkunftsland von Palmöl in der Schweiz ist Malaysia. ******

 

Die meisten der Erwachsenen und Kinder besitzen laut dem Report keine gültigen Papiere. So sei es unmöglich, die Plantagen zu verlassen, da sonst die Verhaftung und Ausschaffung drohe.

 

Trotz Arbeit mit Pestiziden besitze niemand richtige Schutzkleidung. Der Autor dieser Zeilen begegnete auf einer Palmölplantage in Sabah drei Frauen, indonesischen Gastarbeiterinnen, die seit Jahren tagein und tagaus Pestizide ausbringen. Ohne jegliche Schutzkleidung. Auf die mögliche Gefährlichkeit angesprochen, verstanden sie die Frage nicht wirklich. Sie hätten nur am Anfang jeweils am Abend Kopfschmerzen gehabt. Diese seien inzwischen verschwunden.

 

Auszug aus dem Sabah-Report:

 

« (…) das Versprühen von Pestiziden führt zu ernsten gesundheitlichen Problemen. Auf den Plantagen Mojokuto und Suluk werden Herbizide wie Roundup (Glyphosat) und Gramoxon (Paraquat) verwendet. Die meisten ArbeiterInnen wissen nicht, wie giftig diese Pestizide sind, da die Unternehmen sie nicht im Umgang damit schulen.»

 

Solidar Suisse beschuldigte in ihren Palmöl-Recherchen den in der Schweiz ansässigen Nahrungsmittelmulti Nestlé schwer. Nestlé importiert Palmöl aus Sabah. Der Produzent von Nutella & Co. unterstütze dort Kinderarbeit. Damit konfrontiert, versprach die Firma 2019 Besserung. 2020 bestritt Nestlé eine Beteiligung an Kinderarbeit.

 

* RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil - Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl ) mit Sitz in Zürich. In diesem Gremium sitzen Ölproduzenten, Grossverteiler, Naturschützer und Wissenschaftler(innen) und versuchen Standards für eine ökologisch und sozial verträgliche Produktion zu etablierten. 

 

Quelle:  Interviews sowie https://www.solidar.ch/de/file/4492

Foto © Peter Jaeggi

Folge 7 vom 18.2. 2021

 

Palmöl als Wald verkauft –

 

Eine Art Nachhaltigkeitsbetrug

 

Palmölplantagen als Regenwaldkiller – nichts als eine nervende Geschichte der «Lügenpresse».

 

Das glaubt sinngemäss Dodik Nurrochmat, Vize-Dekan der indonesischen Landwirtschafts-Universität in Bogor. Im April 2018 forderte der Professor die Regierung auf, alles zu unternehmen, damit Palmölplantagen nicht mehr als Umweltzerstörer gesehen werden, sondern als Wald und wertvoller Beitrag zur Biodiversität. Untermauert hat seine Universität das Ansinnen mit einem «wissenschaftlichen» Papier.

 

Yanto Santo von der gleichen Universität unterstützte diese offensichtliche PR-Kampagne der Palmölindustrie und verstieg sich zur Aussage: «Ich bin fest davon überzeugt, dass Ölpalmen nicht für die Entwaldung in Indonesien verantwortlich sind.» Die bedeutendste landwirtschaftliche Bildungsstätte des Landes sieht in der Ölpalme «einen hohen Naturschutzwert».

 

«Abstrus» sei dies, sagt ein ein Wissenschaftler zu diesem Papier, der sich in Indonesien seit Jahrzehnten dem Regenwaldschutz widmet. Sich kiritisch zum Palmöl zu äussern, kann in Indoenesien im worst case ins Gefängnis führen. Die Verfasser hätten offensichtlich nicht verstanden, was Biodiversität bedeute.

 

Geradezu entsetzt reagiert Karlo Lumba von der indonesischen Umweltorganisation Sawitwatch. Er bezeichnet die Idee der Agrar-Universität als «verrückt und frustrierend». Lumban sieht darin eine «törichte» Reaktion auf die Forderung aus westlichen Ländern, die Palmölproduktion nachhaltig und vor allem ohne Zerstörung von Regenwald zu gestalten.

 

Quelle: Interview und Foto © Peter Jaeggi

Folge 6 vom 17.2.2021 

 

Palmöl tötet (2)

 

Die Lage der Orang-Utans, den Menschenaffen, die zu den nächsten noch lebenden Verwandten von uns Menschen zählen, ist dramatisch. 

 

Mehr als die Hälfte der ohnehin schon seit Jahrzehnten geschrumpften Orang-Utan-Population auf Borneo ist allein in den vergangenen rund rund 18 Jahren verschwunden. Zwischen 1999 und 2015 verringerte sich die Zahl der Tiere um geschätzte 150 000. 

 

Nicht mehr als 50 000 bis 100 000 Orang-Utans sind auf Borneo übrig, schätzen die Zoologen und Ökologen, die die Zahlen erhoben haben. Die überlebenden Tiere leben in schmalen Streifen und Flecken von Wald, die auf den Inseln übrig sind.

 

Lebensraumverlust, vor allem durch Palmöl-Plantagen, die Abholzung zur Papiergewinnung sowie Jagd und Illegaler Handel werden als Hauptgründe für den Rückgang genannt.

 

Derzeit leben im indonesischen Teil von Borneo (Kalimantan) schätzungsweise etwa 10 000 Orang-Utans in Wäldern, die für Ölpalmen reserviert sind. 

 

Quellen: Current Biology (Voigt/Wich et al., 2018) u.a.

Foto © Peter Jaeggi

 

Folge 5 vom 16.2.2021

 

«Nachhaltiges»

aus korrupten, armen Staaten

 

 

Harald Mielke postete auf Facebook dieses Bild und fragte, was davon zu halten sei. Eine mögliche Antwort:

 

Im Grunde genommen ist es egal, woher das Palmöl kommt. Das Prinzip ist meist dasselbe: 

 

Vorne schön nachhaltig auf jenen Böden wirtschaften, auf denen Einheimische einst ihre Lebensmittel anbauten. Weiter hinten wird weiter gerodet.

 

Jede Nachfrage nach Palmöl löst irgendwo Rodungen aus.  

Einige Dozenten hatten dies vor langer Zeit im Technikum für Tropische Landwirtschaft gelehrt. Damals sprach man vor allem von Kolonialwaren, von Tee, Kaffee, Kakao, Gewürzen.

Allerdings argumentierte schon damals einer der Dozenten so wie die Palmöl-Lobby: Damit arme Bauern Geld verdienen können, müssen «Cashcrops» angebaut werden. Cashcrops sind Produkte aus der Landwirtschaft, die nur für den Markt erzeugt werden und nicht der Selbstversorgung der Bauern und des Landes dienen.

 

Das kann man eigentlich akzeptieren. Dass aber auf dem gesamten Land nur Cashcrops in Monokulturen angebaut werden, ist ein absolutes NoGo!

 

Damit verbunden ist eine De-Facto-Enteignung, die Kleinbauern völlig abhängig von Palmölfirmen machen. Angefangen vom Saatgut und vom Dünger bis hin zur Abnahme der Früchte.

 

Auffallend ist, dass heute die ärmsten Länder mit den korruptesten Regierungen ausgelesen werden, um «faires», «nachhaltiges» oder wie auch immer genanntes Palmöl zu produzieren, um vom riesigen Boom zu profitieren. Ein Boom, der auch deshalb so gross ist, weil Palmöl vergleichsweise unglaublich billig ist.

 

In Kolumbien, um nur ein Beispiel zu nennen, wurde den Bauern massenhaft Land weggenommen und jetzt boomen dort Ölpalmen. Grösstenteils für Treibstoff (!) und bei uns erst noch mit der Bio-Knospe gelabelt. Die Schweizer Bio-Knospe steht auch auf Palmölprodukten aus Madagaskar, Brasilien und Sao Tomé. 

 

Ein Teil des UNESCO-Feuchtgebiets in Kolumbien, durch das Ramsar-Abkommen ( https://de.wikipedia.org/wiki/Ramsar-Konvention ) völkerrechtlich geschützt, wurde entwässert und mit Oelpalmen bepflanzt. Manche Flüsse führen kaum mehr Wasser, die Fischer fangen nichts mehr. 

 

Palmöl ist keine gute Idee.  In der Agrargeschichte  ist die Ölpalme ein Katastrophenkapitel.  Und irgendwann wird der Raubbau auch die «humanitäre» Schweiz treffen.

 

Quelle: Interviews Peter Jaeggi.

Folge 4 vom 15.2.2021

 

Palmöl tötet (1)

 

Menschliche Siedlungen und Plantagen dehnen sich immer weiter aus. Mit dem damit zusammenhängenden Vernichten von Regen- und Restwäldern kommt es zwangsläufig immer mehr zu Konflikten zwischen Mensch und Tier. So wurden in Sabah, dem malaysischen Teil Borneos, laut Dr. Sen Nathan, stellvertretender Direktor der staatlichen Naturschutzbehörde, in den vergangenen rund zehn Jahren zwischen fünfzig und sechzig Borneo-Elefanten vergiftet. Dies vor allem, weil die Tiere wegen der Zerstörung ihres Lebensraumes in Palmölplantagen eindringen und dort ihr Futter suchen. Der Borneo-Elefant ist streng geschützt und steht am Rande des Aussterbens. Hier meine Radiodokumentation dazu. Etwa die Hälfte des in die Schweiz importierten Palmöls stammt aus Malaysia. Weltweit am meisten stellt Indonesien her. Auch dort werden immer wieder Elefanten und Orang-Utans getötet, weil sie in Palmölplantagen eindringen. Bild: Borneo-Elefanten in Sabah.

 

Quelle: u.a. Interviews und Foto © Peter Jaeggi

Ein Arbeiter in Indonesien bringt Palmfrüchte zum Lastwagen. Da sie schnell verderben, müssen sie möglichst rasch zur Oelmühle gebracht werden.

 

Folge 3 vom 14.2.2021

 

Landraub 

 

Karlo Lumban von Sawitwatch erzählt ein Beispiel, wie gewisse Palmölfirmen in einem landraubähnlichen Verfahren zu Anbauflächen kommen. Sawitwatch ist eine auf Palmöl spezialisierte indonesische Umweltorganisation.

 

Lumban erzählt, wie eine Palmölfirma die zuständige staatliche Behörde um das gewünschte Stück Land bittet. Dann besuche das Unternehmen zusammen mit Regierungsbeamten das betreffende Dorf, um das Land zu akquirieren. «Bei den Verhandlungen sind auch Polizei- und Armeeangehörige dabei. Dorfbewohner fürchten sich meist vor Uniformierten; deshalb ist diese Vorgehensweise eine unzulässige Einschüchterung.» Eine faire Verhandlung sei so nicht möglich und die verängstigten Bauern akzeptierten die angebotenen tiefen Preise. Damit aber ist die Ausbeutung noch nicht zu Ende. Karlo Lumban: «Normalerweise bittet die Palmölfirma die Bauern, auf der Plantage zu arbeiten, also auf dem Land, das einst ihnen gehörte. Dies meist zu einem so miesen Lohn, der nicht zum Leben reicht.» 

 

Quelle: Interview und Foto Peter Jaeggi.

Folge 2 vom 13.2.2021

 

Kriminelle Palmölfirmen

 

Wie skrupellos und kriminell manche Palmölunternehmen vorgehen, davon berichtet Zenzi Suhadi. Er leitet die Rechtsabteilung von WALHI, der ältesten und grössten Umwelt-Organisation Indonesiens und sagt: «Bis 2016 identifizierten wir 839 Palmölfirmen, die illegal in den Torfmoor-Regenwäldern operierten. Und sie tun es noch immer. Sie roden den Wald und pflanzen Ölpalmen an. Diese sumpfigen Tiefland-Wälder sind die bevorzugten Lebensräume von Orang-Utans. Ein grosses Problem in Indonesien ist laut Suhadi dass in Indonesien Gesetze nur schleppend umgesetzt werden und es zwischen grossen Palmöl-Tycoons und der Politik korrupte Verbindungen gibt. Er nennt ein Beispiel:

 

«Immer wenn in Indonesien Wahlen sind, werden jeweils horrend viel mehr Palmöl-Lizenzen vergeben als normal, bis zu zweihundert Prozent. Politiker, die wiedergewählt werden wollen, verkaufen diese Bewilligungen an Öl-Tycoons. Das Geld wandert in den Taschen der korrupten Politiker, die damit ihren Wahlkampf finanzieren.»

 

Quelle: Interview und Foto Peter Jaeggi. 

 

 

Folge 1 vom 12.2.21

 

Indonesien:

 

Palmölplantagen gefährden Nahrungsmittelsicherheit

 

 

«Palmölplantagen gefährden die Nahrungsmittelsicherheit unseres Landes», sagt Karlo Lumban Raja, Kampagnenleiter bei Sawitwatch. Die indonesische Nichtregierungsorganisation gehört zu den kritischsten Beobachterinnen der Palmölindustrie. Als es noch genug Agrarland und genügend Wälder gegeben habe, hätten fast alle Leute ihre Nahrungsmittel selber angebaut, auch das Grundnahrungsmittel Reis. Heute seien sehr viele Reisfelder den Ölplantagen gewichen. Indonesien müsse deshalb mehr Reis importieren.»

 

 

Quelle: Interview und Foto Peter Jaeggi

 

Autorenporträt. Solothurner Zeitung 12.12.2023
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Agent-Orange-Publikationen     von Peter Jaeggi 2000 bis 2022

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Bild in den Weltraum geschossen

Zusammen mit Roland Schmid und Magnum-Fotografen realisierte ich im Jahr 2000 das Buch sowie internationale Ausstellungen mit dem Titel «Als mein Kind geboren wurde, war ich sehr traurig». Eine Dokumentation über die Spätfolgen des Chemiewaffeneinsatzes im Vietnamkrieg, erschienen bei Lenos.

 

Eines von Roland Schmids Bildern, das im Buch publiziert ist (siehe oben), wurde zusammen mit 99 andern Fotografien am 20. November 2012 an Bord des Kommunikations-Satelliten EchoStar XVI in den Weltraum geschossen. Dies im Rahmen eines Projektes des amerikanischen Künstlers und Geografen Trevor Paglen. Auf einer speziell beschichteten CD mit dem Titel «The Last pictures» steht unser Bild nun für eine Ewigkeit in rund 35 000 Kilometern Höhe geostationär im Weltall.

 

Mehr zum Projekt hier.

Der EchoStar XVI

Sesseli hören

«Man denkt,

ein Kind kann

nicht sterben»

Wenn ein Familienmitglied von einer schweren Krankheit heimgesucht wird, dann trifft es die ganze Familie. Vor allem Kinder müssen mit schwierigen Gefühlen zurechtkommen. «Man denkt, ein Kind kann nicht sterben», sagt zum Beispiel Bettina, die eine Schwester an Leukämie verloren hat. In dieser Sendung von Peter Jaeggi erzählen Kinder und Erwachsene, wie sie die Krebserkrankung eines Elternteils oder von Geschwistern erleben oder erlebt haben. Was besonders schwer war, was ihnen dabei geholfen hat und was sie an Erfahrungen mitnehmen.

 

Schweizer Radio DRS

 

Hier hören 

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Zu diesem PDF: 

Wie gesunde Kinder die Krebserkrankung von Eltern und Geschwistern erleben.

Ein Gespräch

über schwierige Wege

und was unterwegs helfen könnte

Interviewpartner(in): Dr. Andrea Grether, Kinder- und Jugendpsychiaterin mit eigener Praxis in Basel. Dr. Alain Di Gallo, Kinder- und Jugendpsychiater, Chefarzt des Kinder- und Jugend-psychiatrischen Dienstes Baselland.